Angesichts der steigenden Corona-Zahlen werden die Forderungen nach raschen und umfassenden Auffrisch-Impfungen lauter. Jeder, der eine sogenannte Booster-Impfung mache, "tut auch was dafür, dass wir sicher durch den Winter kommen", sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im rbb-Inforadio. Die SPD-Gesundheitsexpertin Sabine Dittmar forderte mehr Tempo bei den Drittimpfungen. Laut ZDF-"Politbarometer" sehen wieder mehr Menschen in Deutschland durch Corona ihre Gesundheit in Gefahr.
Nach Spahns Worten sollten insbesondere ältere Menschen, Pflegebedürftige oder medizinisches Personal die Möglichkeit der Auffrischungsimpfung nutzen. Es sei auch genug Impfstoff da, dass alle, die wollten, eine Booster-Impfung bekommen könnten, sagte er. Das Beispiel Israel zeige, dass sich damit eine Welle brechen lasse, weil "der aufgefrischte Geimpfte tatsächlich auch weniger infektiös ist".
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Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte Anfang Oktober Auffrischungsimpfungen für Menschen ab 70 Jahren empfohlen. Zudem soll Bewohnern von Altenheimen sowie Pflegepersonal eine dritte Impfdosis angeboten werden.
1,9 Millionen bisher geboostert
Ein Sprecher Spahns verwies auf die Empfehlung der Gesundheitsministerkonferenz (GMK), zunächst allen über 60 sowie Menschen mit Vorerkrankungen eine Auffrischungsimpfung zukommen zu lassen. "Für alle anderen ist das aber jetzt schon möglich", betonte der Sprecher.
Die SPD-Politikerin Dittmar sagte der Nachrichtenagentur AFP, es sei offenkundig, "dass wir zu langsam sind". Ende April 2021 seien knapp sechs Millionen Bürger zweimal geimpft gewesen. Das bedeute, dass diese nun ein halbes Jahr später eine Auffrischungsimpfung bekommen sollten.
"Statt dieser sechs Millionen zählen wir aber erst 1,9 Millionen Menschen mit Booster-Impfung", kritisierte Dittmar. Bund und Länder sowie die niedergelassenen Ärzte müssten "jetzt nochmal alles daran setzen, Patienten und Bürger aufzuklären.
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Das Robert-Koch-Institut (RKI) erklärt in seinem aktuellen Wochenbericht, bei den gegenwärtigen Sieben-Tage-Inzidenzen bestehe "eine zunehmende Wahrscheinlichkeit infektiöser Kontakte". Daher werde dringend empfohlen, das Impfangebot einschließlich der Möglichkeit zur Auffrischung zu nutzen. Die Sieben-Tage-Inzidenz erhöhte sich am Freitag auf 139,2 pro 100.000 Einwohner. Am Donnerstag hatte sie bei 130,2 gelegen.
Sachsen erlaubt Booster-Impfung für alle ab 18 Jahren
In Sachsen können ab 1. November alle Menschen im Alter ab 18 Jahren eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus bekommen. Das folgt aus einer Empfehlung der Sächsischen Impfkommission (SIKO), wie das Landessozialministerium mitteilte. Den Angaben nach ist die sogenannte Booster-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff frühestens sechs Monate nach Abschluss der Grundimmunisierung möglich. Neueste Daten würden eine Risikoreduktion für alle Altersgruppen eindrucksvoll belegen.
Für bestimmte Personengruppen, wie zum Beispiel Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen, gibt es schon seit längerem eine Empfehlung für die Booster-Impfung. Die Infektionszahlen in Sachsen waren zuletzt stark angestiegen.
Nach Angaben des Ministeriums hat die Impfkommission vorsorglich ihre Empfehlung bezüglich des Impfstoffes von Moderna angepasst. Dieser wird nun ab einem Alter von 30 Jahren empfohlen. Zugelassen ist das Vakzin ab 12 Jahre. "Hintergrund sind neueste Studien aus dem Oktober, die auf eine etwas größere Zunahme von Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen hindeuten. Solche Nebenwirkungen, die in der Regel innerhalb von 14 Tagen nach der Impfung auftreten können, sind in Sachsen in der Altersklasse bis 30 Jahre bisher nicht bekannt." Zudem seien sie sehr selten. Dies trifft auf beide mRNA-Impfstoffe gleichermaßen zu.
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"Es handelt sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme. Wir reagieren hier auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und eine daraus folgende Empfehlung der Impfkommission", erklärte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD). Eine Impfung schütze zuverlässig vor schweren Covid-19-Verläufen. Dies gelte für jeden der zugelassenen Impfstoffe.
Weniger als 50 Prozent haben Bedenken wegen der aktuellen Lage
Im neuen ZDF-"Politbarometer" gaben 47 Prozent der Befragten an, sie sähen ihre Gesundheit durch Corona in Gefahr. Anfang Oktober waren es nur 31 Prozent gewesen. 51 Prozent halten sich dagegen nicht für gefährdet.
Für den Fall weiter stark steigender Fallzahlen erwarten 43 Prozent aller Befragten, dass in den Krankenhäusern wieder ähnlich hohe Belastungen entstehen werden wie bei den vorausgegangenen Corona-Wellen, hieß es weiter. 50 Prozent haben diese Befürchtung nicht.
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Linke kritisiert Geusndheitssystem
Der amtierende Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) brachte eine Ministerpräsidentenkonferenz ins Gespräch. Ein solches Treffen sei "jederzeit möglich", sagte er im RTL/ntv-Interview. Das müsse aber von den Ländern ausgehen.
Angesichts der drohenden Überlastung der Krankenhäuser forderte die Linke politische Korrekturen. "Der Corona-Winter hat noch nicht einmal angefangen und die Intensivstationen sind jetzt schon wieder am Limit", erklärte Parteichef Susanne Hennig-Wellsow. Der Fehler liege im System. Die pauschalierte Abrechnung der Behandlungen habe "in den Krankenhäusern die Gewinnorientierung dominant werden lassen". An der wenig lukrativen Pflege werde gespart, selbst auf den Intensivstationen.
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